Was ist eigentlich eine Gelphase? Und braucht meine Seife die?
Nach dem Abfüllen des Seifenleims in die Form kannst Du sie immer wieder beobachten: die Gelphase Deiner Seife. Sie äußert sich in einer vorübergehenden veränderten Konsistenz und Temperatur Deiner Rohseife und kommt zustande durch die Verseifungsreaktion.
Bei der Reaktion der Fette und Öle mit der Lauge wird Wärme freigesetzt. Durch diese Wärme heizt sich die Verseifungsreaktion quasi selber an, da sie umso schneller abläuft, je höher die Temperatur ist.
Die Seife bekommt durch diese Reaktionswärme eine durchscheinende, opake Optik, wird weich bis gelartig und erreicht während der Gelphase bis zu 70° C.
Wovon hängt die Entstehung einer Gelphase ab?
Ob eine Seife in die Gelphase kommt hängt von der Ausgangstemperatur des Seifenleims beim Abfüllen, der Rezeptzusammensetzung, der Menge der Seife, der Form sowie der Isolierung der Seife bzw. der Umgebungstemperatur ab.
Besonders leicht entsteht sie, wenn Du
- eine einzelne, große Form befüllst, deren Inhalt mindestens 500 g fasst
- und diese zusätzlich isolierst (z. B. mit einem alten Handtuch)
- Zutaten in Deinem Rezept hast, die den Seifenleim aufheizen (z.B. Honig)
- Dein Seifenleim relativ warm abgefüllt wird
- Du die Seife in eine warme Umgebung stellst, z. B. einen vorgeheizten Backofen
So gut wie nie kommt Seife in eine Gelphase, wenn Du
- kleine Einzelförmchen befüllst
- diese ohne Isolierung stehen lässt oder
- zusätzlich vielleicht sogar noch kühlst (z. B. mit Kühlakkus)
- keine erwärmenden Zusätze in Deinem Rezept eingesetzt hast
- die Öle/Fette und Lauge kalt verarbeitet und abgefüllt hast
Muss meine Seife eine Gelphase haben?
Nein! Eine Gelphase ist kein Muss und es gibt Seifen, bei denen ich persönlich darauf gezielt verzichte. Das ist zum Beispiel der Fall bei meinen Ziegenmilchseifen. Bei ihnen möchte ich meistens einen möglichst hellen Farbton und den erhalte ich am leichtesten, wenn meine Seife nicht aufheizt und so auch nicht in die Gelphase kommt.
Auf der anderen Seite gibt es aber auch Farben, die erst durch eine Gelphase so richtig ihre Farbkraft entfalten. In diesen Fälle kann man die Gelphase durch leichtes Erwärmen der Seife sogar gezielt herbeiführen. Auch wenn unterschiedliche Seifen, z. B. in Schichten oder Einleger zusammen verarbeitet werden ist eine Gelphase sinnvoll, damit sich die Schichten besser verbinden.
Wie unterscheiden sich Seifen mit und ohne Gelphase voneinander?
Ob Deine Seife eine Gelphase durchlaufen hat erkennst Du oft an ihrer Farbe und Konsistenz. „Gegelte“ Seifen sind oft farbenprächtiger, schneller fest und haben generell einen satteren Farbton sowie eine kompaktere Konsistenz
Auf dem Photo unten siehst Du schön den Unterschied: Du siehst den gleichen, ungefärbten Seifenleim zeitgleich abgefüllt. Einmal in eine größere Blockform, einmal flach ausgestrichen. Obwohl es sich um die gleiche Seife handelt, ist die eine nach 6 Wochen wesentlich heller und weicher als die andere.
Schwieriger wird diese Unterscheidung allerdings z. B. bei Salzseifen, da diese generell eine sehr harte Konsistenz besitzen. Doch selbst, wenn Du nicht weißt, ob Deine Seife eine Gelphase durchlaufen hat oder nicht: Die Verseifungsreaktion Deiner Fette und Öle mit der Lauge findet so oder so statt 🙂
Du siehst also, eine Gelphase sagt nichts über die Qualität Deiner Seife aus. Es liegt alleine an Dir und Deinem Rezept, ob Du Dich für oder dagegen entscheidest. Und manchmal hast Du sogar den Fall, dass Du im Kern eine durchlaufene Gelphase siehst und im äußeren Bereich nicht. Dann kannst den Einfluss der Gelphase auf Deine Seife besonders schön beobachten 🙂