Was ist für die ersten Seifen besser: Kalt- oder Heißsiedeverfahren?

Neben dem typischen Kaltsiedeverfahren, welches ich meinen Kursteilnehmern für ihre ersten Seifen ans Herz lege, gibt es auch das sogenannte Heißsiedeverfahren, welches zum Bespiel bei der typischen Aleppo-Seife zur Herstellung genutzt wird. In diesem Artikel schauen wir uns die beiden Verfahren mal näher an.

 

Grundsätzlich einmal geht es bei beiden Verfahren um Folgendes: Öle und/oder Fette werden mit Lauge versetzt, um eine Verseifung zu erreichen.

 

➡ Bei der Kaltverseifung geschieht dies ohne die Zugabe von Energie in Form von Wärme von außen.

➡ Bei der Heißverseifung werden die Fette, Öle und die Lauge gemeinsam erhitzt. Durch diese Wärmezugabe kann die Verseifungsreaktion wesentlich schneller ablaufen als bei der Kaltverseifung, so dass die Seifenmasse bei Abfüllung schon fast vollständig verseift ist.

 

Während bei der Kaltverseifung der Verseifungsprozess also erst nach einigen Tagen bis Wochen vollständig abgeschlossen ist (diese Phase ist quasi die „Reifezeit“ der Seife), kann die im Heißsiedeverfahren hergestellte Seife wesentlich schneller genutzt werden.

Warum also empfehle ich trotzdem die Kaltverseifung für den Anfang?

Jessica mit Schutzbrille und Handschuhen
Arbeitsschutz ist immer angebracht!

1.: Ich persönlich halte die Methode der Kaltverseifung für den Anfang für ungefährlicher.

Bei der Heißverseifung kann es leicht vorkommen, dass Du die Seifenmasse zu stark erhitzt. Dann kann die gesamte Masse entweder aufschäumen und/oder überkochen oder sie trennt sich sogar. In diesem Fall hast Du die Fette/Öle und die freie Lauge in Deinem Topf. Falls Dich dann ein Spritzer erwischt, kann das in einer Verätzung enden. Ich möchte, dass Du ohne solch ein blödes Erlebnis in Dein neues Hobby startest. Bei der Kaltverseifung überhitzt sich die Seife nur in extrem seltenen Fällen. Für die erste Seife gebe ich ein Rezept mit Anleitung an die Hand, damit es noch sicherer wird.

blauer und weißer Seifenleim
Bei der Kaltverseifung kannst Du Dir die einzelnen farbigen Seifenleime vor dem Gießen vorbereiten und fein ineinander laufen lassen.

2.: Bei der Kaltverseifung kannst Du entspannter arbeiten.

Gerade am Anfang finde ich es hilfreich, wenn man die einzelnen Arbeitsschritte entspannt ohne Zeitdruck hintereinander „zelebrieren“ kann. Während Du bei der Heißverseifung alles mehr oder weniger in einem Vorgang erledigst, ist es bei der Kaltverseifung sogar besser, wenn Du Dir Zeit zwischen den einzelnen Arbeitsschritten lässt. Ich persönlich finde das als Einstieg angenehmer.

Spaghettieis-Seife
Diese „Spaghettieis-Seife“ einer meiner Teilnehmerinnen im Kaltsiedeverfahren ist ganz zart marmoriert.

3.: Bei der Kaltverseifung kannst Du leichter mit Farben und Formen spielen.

Wenn Du Deine allererste Seife ohne Duft und Farbe gesiedet hast, wirst Du bei den folgenden Seifen Düfte, Farben, Formen und Zusätze ausprobieren wollen. Dies lässt sich bei der Kaltverseifung einfacher umsetzen, da Du die Konsistenz des Seifenleims beim Abfüllen leichter beeinflussen kannst. Natürlich können auch bei der Kaltverseifung bestimmte Zusätze oder Parfumöle ein schnelles Andicken des Seifenleims verursachen, dies lässt sich aber mit ein wenig Recherche (oder der Rückfrage bei mir in einem meiner Kurse) leicht verhindern.

Natürlich gibt es auch Seifenarten oder Gelegenheiten, bei denen die Heißverseifung eindeutig die bessere Wahl ist. Das kann zum Beispiel der Fall sein, wenn Du besonders teure und hochwertige Öle verarbeiten möchtest oder Haarseifen sieden magst. Dies solltest Du aber definitiv nicht für Deine erste Seife planen. Denn nach der ersten werden mit Sicherheit rasch die nächsten folgen, dann kannst Du diese Pläne immer noch angehen. 🙂

 

1 Comment

  1. […] Was ist für Deine erste Seife das geeignete Verfahren? Heiß- oder Kaltsiedeverfahren? […]

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